Freitag, 23. Februar, 12.00 – 13.00 h und 14.30 – 15.30 h

6. Franziska Baumann (Bern)
7. Prof. Dr. Corinna Eikmeier (Hannover/Cottbus)
8. Dr. Reinhard Gagel (Berlin/Wien)
9. Carl Ludwig Hübsch (Köln)
10. Prof. Dr. Ilka Siedenburg (Münster)


Workshop 6: Franziska Baumann     [Raum 135]

Grundsätzliches zur Methode des Unterrichtens an Musikhochschulen

FREIE IMPROVISATION an Hochschulen bewirkt bei den Studierenden, dass eine grundsätzliche Öffnung ihrer musikalischen Interessen erfolgt, dass sie bereits zu Beginn ihres Studiums die verschiedenen Kulturtechniken der musikalischen Praxis als Einheit erfahren und dass Vorurteile gegenüber verschiedenen Praktiken abgebaut werden. Im Bereich Persönlichkeitsbildung erfolgen entscheidende Entwicklungsschritte, welche die Voraussetzung schaffen für einen effizienten und bewussten Umgang mit den heute erweiterten und individualisierbaren Möglichkeiten des Hauptstudiums. Auch Studierende, welche ein Solisten-, Konzert- oder Orchesterdiplom anstreben, werden nach der Erfahrung des Grundkurs Improvisation- Komposition ihre Haltung der notierten Musik gegenüber grundsätzlich ändern. Auf Bachelorstufe unterrichten wir im Teamteaching. Auf Masterstufe können Studierende ihre individuelle kreative Ausrichtung in der Autorenschaft vertiefen. Als Dozentin verstärke und unterstütze ich die individuelle Sprache der einzelnen, um die künstlerische Persönlichkeit zur Reife zu bringen.

Workshop

Ich eröffne einen Raum, der einen kreativen Prozess über die sinnliche Wahrnehmung ermöglicht, initiiere auch Techniken, Bausteine und Materialien mit dieser Haltung, bei dem die sinnliche Intelligenz, die erweiterte Körper- und Klangwahrnehmung führt. Die Studierenden sind immer Praktizierende und gleich von Anfang an mitten in den Prozess involviert.
Themen und Strukturen schaffen Transparenz und einen Sicherheit gebenden Boden. Sicherheit schafft Unabhängigkeit und öffnet den kreativen Raum für erweiterte Erfahrungen. Fragen und kurze Diskussion am Anfang können den Einstieg in den kreativen Prozess der Wahrnehmung und des Ausdrucks vorbereiten. Zusammenspiel von innen und außen, Kognitivem, Reflektiertem und innerem Beweggrund führt auf Entdeckungsreisen in immer wieder neue Erfahrungsfelder. Diesen kann in Konzepten und Improvisationsstrukturen zu einer Form verholfen werden. Durch sprachliche Differenzierung wird das Wahrnehmungsbewusstsein erhöht und das Spektrum des musikalischen Ausdrucksvermögens erweitert, um zunehmend zu einer kongruenten Ausdruckskapazität zu gelangen.

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Workshop 7: Corinna Eikmeier     [Raum E45]

Einschränkungen als methodisches Prinzip

Viele Studierende betreten die erste Stunde des Faches elementare Improvisation mit Vorbehalten wie z.B.: „Ich kann nichts ohne Noten spielen“ oder „Ich habe Bedenken, mir etwas auszudenken“. Häufig steckt hinter diesen Gedanken der Perfektionsanspruch, den sie durch ihre klassische Ausbildung gelernt haben. Ich habe in meiner Lehrtätigkeit und in zwei Forschungsprojekten über Improvisation viel über die Frage eines guten Einstiegs für Teilnehmer mit klassischen musikalischen Vorerfahrungen nachgedacht. Mein methodischer Weg, einen guten Einstieg zu ermöglichen und auch im weiteren Verlauf einer Lehrveranstaltung die Studierenden aus ihren Gewohnheiten zu locken, sind sehr häufig Einschränkungen. Diese beziehen sich auf die musikalischen Parameter, auf die formalen Zusammenhänge, auf die Wahrnehmung, die Spieltechniken oder die Kommunikationsformen. Wenn die Aufmerksamkeit durch die Aufgabenstellungen gelenkt wird, bleibt weniger Raum für die Angst vor ungünstigen Entscheidungen. Die TeilnehmerInnen bekommen Sicherheit und brauchen sich nicht um geniale, kreative Einfälle Gedanken zu machen. Zudem werden sie dort abgeholt, wo sie stehen. Die gleichen Prinzipien verwende ich für mein eigenes Üben und Proben von Improvisation und in der Arbeit mit anderen Zielgruppen, wie beispielsweise Kinder und Jugendliche mit oder ohne musikalischer Vorerfahrung oder AmateurmusikerInnen.

In dem Workshop möchte ich einige Beispiele zeigen, die vor allem für einen Einstieg der Zielgruppe klassisch ausgebildete Studierende des Studienganges KPA gut geeignet sind.

Wir werden die Beispiele praktisch erproben und im Anschluss darüber reflektieren, in welchen Aspekten der Einschränkung die Teilnehmer dort abgeholt werden, wo sie stehen und in welchen Aspekten sie durch die Aufgabenstellung genötigt sind neue unbekannte Pfade zu betreten.

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Workshop 8: Reinhard Gagel     [Raum E40]

Freie Kammermusik – Improvisieren aus vorhandenen Ressourcen

Es ist die große Frage, ob man Improvisieren beibringen kann und soll. Ich meine, dass das Improvisieren vor allem durch einen Perspektiv- und Haltungswechsel im Dreieck Komponieren – Interpretieren – Improvisieren ermöglicht wird. Also arbeiten wir mit diesem Perspektivwechsel, in dem wir an das vorhandene technische und musikalische Knowhow der TeilnehmerInnen anknüpfen und diese als Quelle schöpferischer Gestaltung erschließen. Dabei geht es vor allem um die nicht wertende Konzentration auf den Klang, das vorbehaltlose Annehmen jedes Beitrags der Teilnehmer und das Arbeiten an der Qualität durch Fokussierung auf musikalische Parameter. Im Prinzip handelt es sich um eine Kammermusikprobe ohne vorfixiertes Werk. Diese Arbeit ist multistilistisch und nicht nur auf aktuelle Klanglichkeit aus, aber auch kein Workshop stilistisch eingegrenzter klassischer Musik.

Wesentliches Arbeitsmerkmal wird das Erproben in konzentrierten Arbeits-Schritten sein, in denen nach sehr einfachen Vorgaben improvisiert wird. Danach werden bestimmte Charakteristika und musikalische Phänomene fokussiert, die dann genauer erforscht und erprobt werden. Ich werde mit grundlegenden Übungen beginnen, die an die Quelle des Musizierens führen: die Entstehung des Klanges aus dem Nichts (Nullpunkt) und das Spiel mit einem Ton. Darauf eingehend arbeiten wir am freien Spiel mit und ohne Vorgaben an kammermusikalischem improvisatorischen Spiel. Dabei verändern sich abhängig vom Gespielten und den Beiträgen der TeilnehmerInnen die jeweiligen Übungen. Eine Probe ist auf diese Weise ein emergenter Prozess und ergebnisoffen. Sie entwickelt sich aus dem Zusammenwirken aller Beteiligten und verlangt vom Leitenden eine besondere Flexibilität und Grundhaltung. Alle Instrumente sind willkommen.

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Workshop 9: Carl Ludwig Hübsch     [Raum 315]

Ansichtssache: Gehörtes und Ungehörtes in der Improvisation

Improvisierte Musik kann nur dann in der Gesellschaft als relevant wahrgenommen werden, wenn auch genau und kontrovers über sie gesprochen wird. Oft bleiben die Beschreibungen von Improvisation an der Oberfläche des „wie?“ hängen. Klänge werden beschrieben und je nach Geschmack für mehr oder weniger interessant befunden. Es „raschelt“, „gurgelt“, „grunzt“ und „faucht“. Warum es das tut, darüber schweigt man lieber, weil man sich auf dünnes Eis begibt. Zu recht, denn Improvisation entsteht ja aus Interaktion zwischen den Spielenden. Und nur wenige Aspekte in der Musik werden von den Beteiligten so unterschiedlich wahr genommen wie das Zusammenspiel.
In diesem Workshop wird das Sprechen über Improvisation geübt, heraus gearbeitet, wie man angemessen über die Improvisation spricht und über solche Aspekte, die nur schwer verbalisierbar sind.
Hierbei werden für verschiedene Ebenen des Hörens anwendbare Beschreibungsmodelle mit einbezogen wie z.B. Lachenmanns Klangtypen Neuer Musik, Schulz von Thuns Modell gewaltfreier Kommunikation oder auch die von Carl Ludwig Hübsch selbst zusammen gestellten Klangtypen der musikalischen Interaktion.
Konkret werden die Teilnehmenden in Hörende und Spielende aufgeteilt, es wird improvisiert und dann gesprochen. Dabei werden auf die Hörende bestimmte Wahrnehmungsaufgaben verteilt, so dass gleichzeitig unterschiedliche Aspekte behandelt werden können.

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Workshop 10: Ilka Siedenburg     [Raum E50]

Wege zur Improvisation in der Lehramtsausbildung: zwischen Groove und Klangerkundung

Für Studierende der verschiedenen Musik-Lehramtsstudiengänge ist es von besonderer Bedeutung, im Studium Improvisationserfahrung zu sammeln und didaktische Ansätze kennen zu lernen, die sie in ihrer späteren Berufspraxis anwenden können. Ihre Voraussetzungen in diesem Bereich sind sehr unterschiedlich: Während einige vor dem Studium kaum improvisiert haben, verfügen andere über umfangreiche Erfahrungen. Der persönliche musikalische Schwerpunkt liegt mal in Pop oder Jazz, mal in der klassischen Musik. Auch in grundsätzlichen Herangehensweisen der Studierenden sind Unterschiede zu beobachten: Für einige steht beim Musizieren eher das Kollektiverlebnis und die ästhetische Erfahrung im Mittelpunkt, andere haben dagegen einen hohen Leistungsanspruch am Instrument, der für den Einstieg in die Improvisation durchaus hinderlich sein kann.

Zum Umgang mit dieser Heterogenität wird ein Unterrichtskonzept vorschlagen, das unterschiedliche Wege zur Improvisation aufzeigt und damit die Möglichkeit eröffnet, individuelle Lernpräferenzen zu entdecken. Zu diesem Zweck werden Ansätze aus dem Bereich der freien Gruppenimprovisation mit solchen aus Jazz und Populärer Musik kombiniert.

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